Was ist Equikinetic?
Equikinetic ist eine innovative Trainingsmethode, die speziell für den gezielten Muskelaufbau bei Pferden entwickelt wurde. Entwickelt von Michael Geitner und Alexandra Schmid, basiert dieses Trainingssystem auf den Prinzipien des isometrischen Muskeltrainings – einer Methode, die auch im Humanbereich erfolgreich eingesetzt wird.
Das Besondere an der Equikinetic: Durch das Longieren des Pferdes in Innenstellung auf einem Zirkel mit blau-gelben Bodenstangen entsteht eine kontrollierte Muskelanspannung, die zu schnellem und effektivem Muskelaufbau führt. Bereits zwei Trainingseinheiten pro Woche à 20-30 Minuten reichen aus, um sichtbare Ergebnisse zu erzielen.
Die Grundprinzipien der Equikinetic
Isometrisches Training – Die Kraft der Anspannung
Im Gegensatz zum klassischen Longieren, bei dem die Muskeln sich dynamisch zusammenziehen und wieder entspannen, arbeitet die Equikinetic mit isometrischer Muskelkontraktion. Das bedeutet:
- Die Muskeln werden angespannt, ohne ihre Länge zu verändern
- Es entsteht eine konstante Haltearbeit
- Die Muskulatur wird intensiver beansprucht als bei dynamischen Bewegungen
- Der Trainingseffekt ist deutlich höher bei kürzerer Trainingszeit
Diese Trainingsform ist besonders gelenkschonend und eignet sich daher auch hervorragend für Pferde mit orthopädischen Einschränkungen oder ältere Pferde.
Die Innenstellung als Schlüssel
Das Pferd wird in der Equikinetic stets in Innenstellung longiert – das heißt, es stellt sich leicht zum Zirkelinneren. Diese Position bewirkt:
- Aktivierung der inneren Hinterhand
- Verstärkte Lastaufnahme der inneren Seite
- Kräftigung der Rumpfmuskulatur
- Verbesserung der Balance und Koordination
Die Innenstellung ist das zentrale Element, das Equikinetic von anderen Longier-Methoden unterscheidet und den intensiven Trainingseffekt erzeugt.
Das Blaue Wunder: Die Quadratgasse
Ein charakteristisches Merkmal der Equikinetic ist die Quadratgasse aus acht blau-gelben Bodenstangen, die im Abstand von etwa 1 Meter ausgelegt werden. Diese Gasse:
- Gibt dem Pferd einen visuellen Rahmen
- Fördert Konzentration und Aufmerksamkeit
- Verbessert die Koordination durch bewusstes Setzen der Hufe
- Verhindert das "Ausfallen" über die Schulter
- Strukturiert das Training klar und eindeutig
Die Farbkombination Blau-Gelb hat sich als besonders kontrastreich und gut sichtbar für Pferde erwiesen.
Die beeindruckenden Vorteile der Equikinetic
1. Gezielter und schneller Muskelaufbau
Der größte Vorteil der Equikinetic ist der nachweisbare Muskelaufbau in kurzer Zeit. Besonders profitieren:
-
Rückenmuskulatur: Das Pferd wölbt den Rücken auf und trägt sich selbst
-
Bauchmuskulatur: Intensive Aktivierung der Core-Muskulatur
-
Hinterhandmuskulatur: Verstärkte Lastaufnahme und Hankenbeugung
-
Oberlinie: Kräftigung der gesamten Haltemuskulatur
Erste sichtbare Erfolge zeigen sich oft bereits nach 4-6 Wochen regelmäßigem Training – vorausgesetzt, die Ausführung ist korrekt.
2. Verbesserung von Takt und Balance
Durch die gleichmäßige Arbeit in der Quadratgasse entwickelt das Pferd:
- Einen gleichmäßigeren Takt in allen Gangarten
- Besseres Körpergefühl und Eigenwahrnehmung
- Mehr Trittsicherheit durch bewusstes Fußen
- Verbesserte Balance durch die einseitige Belastung
Diese Verbesserungen übertragen sich direkt auf die Arbeit unter dem Sattel.
3. Korrektur von Schiefe und Asymmetrien
Fast jedes Pferd hat eine natürliche Schiefe – eine Seite ist "hohler" als die andere. Equikinetic hilft:
- Die schwächere Seite gezielt zu kräftigen
- Muskuläre Dysbalancen auszugleichen
- Beide Körperseiten gleichmäßig zu entwickeln
- Langfristig zu einem geraderen Pferd zu führen
Wichtig ist dabei das konsequente Training auf beiden Händen.
4. Gelenkschonende Alternative zum Reiten
Besonders wertvoll ist Equikinetic für Pferde, die:
- Sich im Aufbautraining nach Verletzungen befinden
- Noch nicht oder nicht mehr geritten werden können
- Rückenprobleme haben und entlastet werden müssen
- Übergewichtig sind und Kondition aufbauen sollen
Das Training findet ohne Reitergewicht statt und ist dennoch hocheffektiv für den Muskelaufbau.
5. Mentale Auslastung und Konzentration
Equikinetic ist nicht nur körperlich, sondern auch geistig anspruchsvoll. Das Pferd muss:
- Sich auf die Quadratgasse konzentrieren
- Die Position halten
- Auf feine Signale des Trainers achten
- Koordination und Kraft gleichzeitig einsetzen
Diese mentale Komponente macht ausgeglichene, aufmerksame Pferde.
6. Zeiteffizienz
Mit nur 2-3 Trainingseinheiten à 20-30 Minuten pro Woche lassen sich beeindruckende Ergebnisse erzielen. Das macht Equikinetic ideal für:
- Berufstätige Pferdebesitzer mit wenig Zeit
- Ergänzung zum normalen Reittraining
- Regenperioden, wenn Ausritte ausfallen
- Strukturierte Trainingsprogramme
So funktioniert Equikinetic: Schritt-für-Schritt-Anleitung
Die richtige Ausrüstung
Benötigt werden:
- 8 Dualgassen-Stangen (blau-gelb) oder improvisierte Stangen
- Kappzaum oder gut sitzendes Halfter
- Longe (ca. 8 Meter)
- Longierpeitsche
- Optional: Hilfszügel (Dreieckszügel, Laufferzügel)
- Reitplatz oder Halle mit geeignetem Boden
Die Quadratgasse aufbauen:
- 8 Stangen im Abstand von ca. 1 Meter parallel auslegen
- Gesamtlänge ca. 8 Meter
- Die Gasse bildet einen Teil des Longierzirkels
- Durchmesser des Zirkels: ca. 13-15 Meter
Position und Technik des Longenführers
Der Longenführer positioniert sich:
-
Auf Höhe der Schulter des Pferdes
- In konstantem Abstand zum Pferd
- Mit dem Pferd "mitgehend" durch die Gasse
- Aktiv treibend, aber ohne Hektik
Wichtig: Der Longenführer bewegt sich MIT dem Pferd, nicht außerhalb des Zirkels stehend wie beim klassischen Longieren.
Die Innenstellung erzeugen und halten
Die korrekte Innenstellung ist entscheidend:
-
Kopfhaltung: Nase leicht nach innen, Genick bleibt höchster Punkt
-
Hals: Leichte Biegung, nicht übertrieben
-
Körper: Das Pferd bleibt gerade, nur Kopf-Hals stellen sich
-
Tempo: Gleichmäßig, ruhig, nicht eilig
Häufiger Fehler: Zu starke Innenstellung führt zu Verspannungen. Die Stellung soll minimal sein!
Trainingsablauf einer Einheit
Aufwärmen (5-10 Minuten):
- Schritt ohne Innenstellung
- Lockeres Traben außerhalb der Gasse
- Dehnung und Entspannung
Hauptteil (10-15 Minuten):
-
Phase 1: 3 Minuten Trab in Innenstellung durch die Gasse (linke Hand)
-
Pause: 1-2 Minuten Schritt
-
Phase 2: 3 Minuten Trab in Innenstellung durch die Gasse (linke Hand)
-
Pause: 2-3 Minuten Schritt
- Handwechsel
-
Phase 3: 3 Minuten Trab in Innenstellung durch die Gasse (rechte Hand)
-
Pause: 1-2 Minuten Schritt
-
Phase 4: 3 Minuten Trab in Innenstellung durch die Gasse (rechte Hand)
Cool-Down (5 Minuten):
- Lockerer Schritt
- Dehnung
- Entspannung
Goldene Regel: Qualität vor Quantität! Lieber kürzere Intervalle mit korrekter Ausführung als lange Einheiten mit schlechter Haltung.
Trainingsplan: Von Anfänger bis Fortgeschritten
Woche 1-2: Gewöhnungsphase
Ziel: Das Pferd an die Gasse und die Innenstellung gewöhnen
- 2x pro Woche
- Nur Schritt durch die Gasse
- Kurze Intervalle (2 Minuten)
- Viel Lob und Geduld
- Fokus auf Entspannung
Woche 3-4: Aufbauphase
Ziel: Erste Trabintervalle einführen
- 2x pro Woche
- Kombination Schritt und Trab
- Trabintervalle: 2-3 Minuten
- Pausen zwischen den Intervallen
- Auf Takt achten
Woche 5-8: Festigungsphase
Ziel: Muskelaufbau intensivieren
- 2-3x pro Woche
- Hauptsächlich Trab
- Intervalle: 3-4 Minuten
- Kürzere Pausen
- Feinabstimmung der Innenstellung
Ab Woche 9: Erhaltungsphase
Ziel: Muskulatur erhalten und weiter aufbauen
- 2x pro Woche
- Standardprogramm (siehe Trainingsablauf)
- Gelegentlich Tempovariationen
- Einbau von Übergängen
- Regelmäßige Videoanalyse
Häufige Fehler und wie Sie sie vermeiden
Fehler 1: Zu starke Innenstellung
Problem: Das Pferd verspannt sich, fällt über die äußere Schulter aus, der Rücken senkt sich ab.
Lösung: Die Innenstellung muss minimal sein – gerade so viel, dass Sie den inneren Augenrand des Pferdes sehen. Bei Übertreibung sofort korrigieren.
Fehler 2: Zu schnelles Tempo
Problem: Das Pferd hastet durch die Gasse, verliert den Takt, kann die Muskulatur nicht korrekt anspannen.
Lösung: Das Tempo sollte ruhig und gleichmäßig sein. Ein fleißiger, aber kontrollierter Arbeitstrab ist ideal. Notfalls Tempozügel einsetzen.
Fehler 3: Zu lange Intervalle
Problem: Das Pferd ermüdet, die Qualität lässt nach, es trainiert falsche Bewegungsmuster.
Lösung: Halten Sie sich strikt an die 3-4 Minuten pro Intervall. Isometrisches Training ist extrem anstrengend!
Fehler 4: Unregelmäßiges Training
Problem: Ohne Kontinuität bleiben Erfolge aus, das Pferd verlernt die Übung.
Lösung: Mindestens 2x pro Woche trainieren für sichtbare Ergebnisse. Regelmäßigkeit ist der Schlüssel.
Fehler 5: Falsche Position des Longenführers
Problem: Der Longenführer steht zu weit vorne oder hinten, das Pferd kann die Position nicht halten.
Lösung: Bleiben Sie auf Schulterhöhe und gehen Sie aktiv mit. Ihre Position beeinflusst die Haltung des Pferdes maßgeblich.
Fehler 6: Fehlende Pausen
Problem: Das Pferd übersäuert, Verletzungsrisiko steigt, Motivation sinkt.
Lösung: Nach jedem Intervall 1-3 Minuten Schrittpause einlegen. Das Pferd soll durchatmen können.
Equikinetic für verschiedene Pferdetypen
Jungpferde
- Erst ab 3 Jahren beginnen
- Sehr kurze Intervalle (1-2 Minuten)
- Fokus auf Koordination, nicht auf Kraft
- Viel Abwechslung einbauen
- Geduldig aufbauen
Sportpferde
- Ideale Ergänzung zum Reittraining
- Gezielter Muskelaufbau in der Winterpause
- 2-3x pro Woche parallel zum Reiten
- Höhere Intensität möglich
- Regelmäßige Leistungskontrolle
Rehapferde
- Nach tierärztlicher Freigabe
- Sehr langsamer Aufbau
- Anfangs nur Schritt
- Engmaschige Beobachtung
- Ideal für Aufbautraining ohne Reitergewicht
Ältere Pferde
- Moderate Intervalle (2-3 Minuten)
- Längere Pausen
- Erhalt der Muskulatur
- Gelenkschonend
- Mentale Auslastung
Übergewichtige Pferde
- Hervorragend zum Konditionsaufbau
- Kalorienverbrennung ohne Gelenkbelastung
- Langsame Steigerung
- Kombination mit Futterumstellung
- Regelmäßige Gewichtskontrolle
Equikinetic vs. andere Trainingsmethoden
Equikinetic vs. klassisches Longieren
Equikinetic:
- ✅ Isometrischer Muskelaufbau
- ✅ Kürzere Trainingszeiten
- ✅ Strukturierter durch Quadratgasse
- ✅ Gezielte Kräftigung
Klassisches Longieren:
- ✅ Dynamische Bewegung
- ✅ Mehr Lösungsarbeit
- ✅ Flexibler in der Ausführung
- ✅ Längere Einheiten möglich
Fazit: Ideal ist die Kombination beider Methoden!
Equikinetic vs. Cavaletti-Training
Equikinetic:
- Fokus auf isometrische Muskelkraft
- Wenig Equipment nötig
- Kein aktives Heben der Beine
Cavaletti:
- Fokus auf Koordination und Beweglichkeit
- Mehr Aufbau erforderlich
- Aktive Bewegungsschulung
Fazit: Beides sind wertvolle Trainingsmethoden, die unterschiedliche Schwerpunkte setzen.
Erfolge messen und dokumentieren
Um die Fortschritte Ihres Pferdes nachzuvollziehen, sollten Sie:
Fotos machen:
- Alle 2-4 Wochen von beiden Seiten
- Immer aus gleicher Position
- Besonders Rücken-, Hals- und Hinterhandmuskulatur dokumentieren
Videos aufnehmen:
- Regelmäßig das Training filmen
- Vergleich der Bewegungsqualität
- Überprüfung der korrekten Ausführung
Tagebuch führen:
- Trainingsdatum und -dauer
- Beobachtungen zur Lauffähigkeit
- Besonderheiten oder Schwierigkeiten
- Fortschritte festhalten
Körpermaße nehmen:
- Brustumfang
- Halsumfang
- Optional: Sattellage
Equikinetic-Training bei Bella Luna Equestrian
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Einzeltraining:
- Individuell auf Ihr Pferd abgestimmt
- Korrektur der Ausführung in Echtzeit
- Persönlicher Trainingsplan
- Videoanalyse für optimale Ergebnisse
Einführungskurse:
- Theoretische Grundlagen der Equikinetic
- Praktische Anleitung Schritt für Schritt
- Aufbau der Quadratgasse
- Tipps zur Fehleranalyse
Bestandskundenbetreuung:
- Regelmäßige Kontrolle der Fortschritte
- Anpassung des Trainingsplans
- Langfristige Begleitung
- Erfahrungsaustausch
Gruppenkurse:
- Lernen in entspannter Atmosphäre
- Motivation durch Gleichgesinnte
- Günstigere Konditionen
- Praxisorientiert
Warum Bella Luna Equestrian?
- ✅ Zertifizierte Trainer mit fundierter Ausbildung
- ✅ Individuelle Betreuung für jedes Pferd
- ✅ Professionelle Ausstattung mit Quadratgassen
- ✅ Ganzheitlicher Ansatz – Gesundheit steht im Vordergrund
- ✅ Nachhaltige Erfolge durch systematisches Training
Fazit: Equikinetic – Kraftvolles Training mit System
Equikinetic ist eine der effektivsten Methoden für gezielten Muskelaufbau bei Pferden. Die Kombination aus isometrischem Training, Innenstellung und strukturierter Quadratgasse führt in kurzer Zeit zu sichtbaren Erfolgen.
Besonders überzeugen:
- Die Zeiteffizienz (nur 2-3x pro Woche 20-30 Minuten)
- Die Gelenkschonung (ohne Reitergewicht)
- Die Messbarkeit der Erfolge (sichtbarer Muskelaufbau)
- Die Vielseitigkeit (für fast jedes Pferd geeignet)
Ob als Haupttraining für Rehapferde, als Ergänzung für Sportpferde oder als Fitnessprogramm für Freizeitpferde – Equikinetic bietet für jeden Pferdetyp die passende Lösung.
Wichtig ist die korrekte Ausführung: Die Innenstellung muss präzise sein, das Tempo kontrolliert, die Intervalle kurz genug. Mit professioneller Anleitung vermeiden Sie Fehler und erzielen optimale Ergebnisse.
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